Infos für Wunscheltern
Hier finden Sie hilfreiche Tipps und Hinweise für die Kinderwunschzeit
Familiengründung mit medizinischer Behandlung ist komplexer als bei anderen Wunscheltern
Familiengründung mit medizinischer Behandlung ist komplexer als bei anderen Wunscheltern
Dies ist nicht besser oder schlechter, sondern einfach anders.
Von Fruchtbarkeitsstörungen sind viele Menschen betroffen. Kinderwunschbehandlungen können Ihre Chance auf ein Wunschkind erhöhen – sie sind aber leider keine Garantie, dass man ein Kind bekommt. Deshalb ist es immer sinnvoll über Alternativen nachzudenken.
Behandlungszyklen sind Ausnahmezeiten
Die „Achterbahn der Gefühle“ ist in während der Zeit der medizinischen Behandlungen normal. Das Wissen darum kann Ihnen helfen, bestimmte Gefühle eher anzunehmen. Besonders das Warten auf den Schwangerschaftstest, also die Zeit nach dem Einsetzen des Embryos, wird als große Belastung erlebt. Überlegen Sie sich am besten vorher, wie Sie diese Phase gut für sich gestalten können. Gönnen Sie sich Auszeiten vom Alltag und sorgen Sie für Ablenkung, die Ihnen gut tut.
Frauen und Männer sind verschieden – aber nicht immer
Häufig kommt es zur typischen Rollenaufteilung der „emotionalen“ Frau und des „rationalen“ Mannes. Tatsächlich aber kennt jeder Mensch beide Seiten. Auch Männer haben Gefühle, und auch Frauen können rational sein. Nutzen Sie Ihre Unterschiedlichkeit als Stärke zur Bewältigung der Herausforderungen dieser Zeit: Sprechen Sie über den Kinderwunsch – und lenken Sie sich bewusst davon ab, damit er nicht ihr Leben dominiert.
Auswirkungen auf die Sexualität
Die meisten Paare erleben in dieser Zeit ihre Sexualität als eingeschränkt und weniger zufriedenstellend – Sexualität nach Plan oder auf Knopfdruck, Terminstress und Untersuchungen führen zu Verunsicherung und lassen die Erotik dahinschwinden. Manchen hilft es, Sexualität zur Zeugung eines Kindes zu trennen von sexuellen Begegnungen, die Lust, Liebe, Nähe und Romantik ermöglichen. Verschaffen Sie sich bewusst Freiräume für Zweisamkeit und Entspannung. Und wenn Sie miteinander schlafen wollen, verbannen Sie den Kinderwunsch in ein anderes Zimmer! Oder suchen Sie sich eine Umgebung, die nicht durch den Kinderwunsch vorbelastet ist.
Schwangerschaften im Umfeld sind Zusatzbelastungene
Falls Sie Neid empfinden, wenn Sie von Schwangerschaften erfahren, ist dies ein Gefühle, das viele haben. Es ist kein Ausdruck dafür, dass Sie die Freundschaft zu dieser Person wenig schätzen, sondern eher ein Zeichen dafür, wie schwierig es ist, mitzuerleben dass andere „einfach“ schwanger werden. Und Sie können weitere widersprüchliche Gefühle (wie Wut, Trauer, Aggression, Ungerechtigkeit, Verletztheit) erleben, die für Sie neu sind und vielleicht sogar irritierend in ihrer Intensität. Das ist nicht außergewöhnlich.
Gehen Sie sorgsam mit sich um und überprüfen Sie, wieviel Nähe/Kontakt für Sie erträglich ist. Und falls Sie bestimmte Situation nicht ertragen: Überlegen Sie im Vorfeld, mit welcher Notlüge Sie einen Kontakt einschränken oder abbrechen könnten. Ebenso hätten Sie die Möglichkeit, mit gut überlegten Argumenten Feierlichkeiten mit schwangeren Anwesenden frühzeitiger zu verlassen bzw. abzusagen. Sie allein entscheiden, ob und in welchem Ausmaß Sie mit anderen zukünftigen Eltern umgehen wollen.
Wem sagen wir was?
Paare sind in ihrer „Informationspolitik“ unterschiedlich. Manche gehen sehr offen mit ihrem unerfüllten Kinderwunsch um. Andere sprechen nur mit engen Freunden und/oder nahen Familienangehörigen. Andere sprechen mit niemandem, weil für sie das Thema zu intim ist oder auch weil sie sich vor unbedachten oder vielleicht verletzenden Äußerungen schützen wollen. Erlauben Sie sich, hier Ihren eigenen Weg zu entwickeln, der im Laufe Ihrer Kinderwunschzeit immer wieder angepasst werden kann. Es kann zur Entlastung beitragen, wenn vertraute Personen Anteil nehmen, und es ist zu respektieren, wenn Sie zurückhaltend sind. „Richtig“ oder „Falsch“ gibt es hier nicht. Und es empfiehlt sich, Standardantworten parat zu haben für Fragen, die immer wieder kehren und zu denen Sie sich nicht äußern wollen.
Die Reproduktionsmedizin verhilft nicht allen zum Kind
Viele vermuten, dass es erst nach mehreren gescheiterten Behandlungsversuchen sinnvoll ist, über Lebensalternativen nachzudenken. Denn sie wollen nicht negativ mit der Behandlung beginnen. Aber für die meisten ist eine frühzeitige Auseinandersetzung mit „Plan B, C…“ eher eine Entlastung: Der Druck vor weiteren Behandlungen und vor der Endgültigkeit wird reduziert, wenn Sie Alternativen zur Kinderwunschbehandlung bedenken.
Wie könnte ein Leben ohne (leibliches) Kind gestaltet werden? Kommen Alternativen wie z.B. Adoption und Pflegschaft in Frage? Diskutieren Sie dies ab und zu mit Ihrem Partner/Ihrer Partnerin und bedenken Sie, dass auch hierfür Altersgrenzen relevant sein können.
Samenspende und Co: Behandlungsverfahren, die einen Beitrag Dritter erfordern, werfen viele Fragestellungen auf
Intensive Auseinandersetzungen mit den langfristigen Konsequenzen sind vor allem bei Behandlungen mit Samenspende, Embryonenspende und ähnlichen Behandlungen erforderlich. Diese sind nach wie vor mit einem Tabu besetzt. Und für viele sind diese Familienformen sehr ungewohnt und zunächst befremdlich. Nehmen Sie sich die Zeit, um in Ruhe ALLE Ihre Fragen, Gedanken, Gefühle, Sorgen, Ängste, Hoffnungen zu reflektieren. Als Beratungsfachkräfte unterstützen wir Sie durch umfassende Information und Begleitung Ihrer Entscheidung vor und während der Behandlung und auch noch nach der Geburt Ihres Kindes, z.B. wenn Sie über die Aufklärung Ihres Kindes und Ihres Umfeldes nachdenken.
Kinderwunschbehandlungen im Ausland sind viel aufwändiger als zu Hause
Bei der Entscheidung für oder gegen eine Behandlung im Ausland müssen viele Aspekte abgewogen und einbezogen werden: U.a. Auswahl des Zentrums, Verständigung/Sprachkenntnisse, Behandlungsverfahren, juristische Regelungen im Behandlungsland und in Deutschland, Bedeutung für Sie selbst, die Paarbeziehung, das so gezeugte Kind, Reaktionen des Umfelds, Verwandtschaft, Aufklärung des Kindes, und nicht zuletzt ethische Fragestellungen.
Eine weitere wesentliche Überlegung ist, inwieweit Sie eine Behandlung im Ausland körperlich, finanziell, organisatorisch und vor allem auch emotional verkraften
Wenn eine Behandlung im Inland fehlgeschlagen ist, überdenkt ein Großteil der Paare diesen Schritt. Sollten Sie ihn in Erwägung ziehen, nehmen Sie Beratung in Anspruch, damit Sie umfassend vorbereitet sind.
Und wenn es geklappt hat, sprechen Sie mit Ihrem Kind altersgerecht über seine Entstehungsgeschichte mit Hilfe einer Spende
Die Zeugung eines Kindes mit Hilfe Dritter (Samenspender etc.) ist nun Teil Ihrer Familiengeschichte. Für Sie als Eltern wird dies noch einige Zeit etwas Besonderes bleiben. Wenn Sie jedoch Ihr Kind frühzeitig (im Kindergartenalter) darüber aufklären, wird dies für Ihr Kind „nur“ ein weiteres Thema sein, über das Fragen gestellt werden können und über das ab und zu gesprochen wird.
Für fast alle Eltern ist es allerdings eine große Entlastung, darüber offen zu sprechen: Sie sind als Eltern ein schwieriges Thema angegangen, und es besteht keine Gefahr mehr, dass Ihr Kind über seine Zeugungsgeschichte durch einen Zufall erfährt und entsprechend verletzt ist.
Kinderwunschberatung ist hilfreich
Wir als Beratungsfachkräfte versuchen nicht, Ihnen den Kinderwunsch auszureden. Aber wir wissen: Mit einer dritten Person zu sprechen, die sich mit dem Thema auskennt, hilft, um in der Krise Oberhand zu bewahren. Die Beratung orientiert sich an Ihren Bedürfnissen und Fragestellungen. Sie kann einzeln oder als Paar in Anspruch genommen werden.
Besonders bei Überlegungen, die komplexe Familienzusammensetzungen nach sich ziehen oder mit schwierigen Entscheidungen verknüpft sind, z.B. Behandlungen im Ausland oder Behandlung mit Samenspende, sollten Sie in Ruhe möglichst viele Aspekte reflektieren, um zu einer tragfähigen Entscheidung zu kommen.
Büchertipps
BKiD: Unerfüllter Kinderwunsch – Broschüre für Männer, 2020 (www.bmfsfj.de | Service { Publikationen)
Wallraff D., Thorn P, Wischmann T: Kinderwunsch – der Ratgeber des BKiD. Kohlhammer 2014
Thorn P: Männliche Unfruchtbarkeit. Kohlhammer Verlag 2010
Zimmermann J, Wallraff D: Eine Familie mit Samenspende gründen. FamART 2016
Weitere Bücher finden Sie hier
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